Vor über 20 Jahren wollte ich nur einen traditionellen UNIX-Server administrieren, wie es Prof. Hermann Härtig in der Grundvorlesung zum Thema Betriebssysteme anbot. Ich hatte sicher nicht vor, CTO einer renommierten Firma zu werden, die Mikrokernel-basierte Betriebssysteme entwickelt. Aber das ist es, was ich nun seit 10 Jahren mache: Mit Kernkonzept erschaffen wir modernste Betriebssystemtechnologie und legen die Messlatte für Systemsicherheit in einer Vielzahl von Anwendungen höher.
Bereits als Schüler ging ich an die Universität, wann immer es möglich war (ein großes Dankeschön an das TUD-Schülerrechenzentrum!). Ich erforschte diese neue Internet-Sache mit den verfügbaren UNIX-Maschinen. Das brachte mich schnell zu Linux. Ich durfte meinen eigenen 386DX40-Rechner mit ins Uni-Labor bringen und ihn über eine DEPCA-Netzwerkkarte mit dem Internet verbinden - das war etwa 1996!
Mein Weg schien mir klar: Nach der obligatorischen Zeit im Staatsdienst ging ich direkt zurück an die Universität, wo ich einen von IBM gestifteten UNIX-Server administrieren durfte. Die Betriebssystemgruppe an der Universität forschte am #L4-Mikrokernel, das faszinierte mich. Wir fanden heraus, wie man eine gemeinsame Infrastruktur auf einem L4-Mikrokernel aufbauen kann, um darauf Anwendungen zu entwickeln, genannt L4Env.
Darüber schrieb ich meine Abschlussarbeit: L4Linux auf dieser Infrastruktur betreiben, sodass mehrere Instanzen von L4Linux gleichzeitig laufen können. Das war zuvor nicht möglich gewesen. Heutzutage ist es ganz normal und heißt VM. Damals nannten wir es noch nicht einmal Virtualisierung, und kein Prozessor konnte dies unterstützen. Dieser Virtualisierungsansatz begleitet Kernkonzept bis heute.
Forschungen zum Betriebssystemdesign brachten uns schließlich zu dem L4Re-System, das wir jetzt verwenden. Damit befasste ich mich in meiner nächsten Abschlussarbeit zur sicheren Echtzeit-Option in virtualisierten Systemen.
Bald wurden wir gebeten, ein sicheres Smartphone zu bauen, auf dem zwei VMs nebeneinander laufen können, mit der zusätzlichen Anforderung eines organisatorischen Rahmens. Wir stellten uns dieser Herausforderung und entwickelten ein Telefon, das zu seiner Zeit ein technologisches Meisterwerk war. Es führte außerdem vor über 10 Jahren zur Gründung von Kernkonzept.
In den letzten Jahren haben wir Kernkonzept deutlich weiterentwickelt. Heute sind wir führend bei der Entwicklung von Systemen für sicherheitskritische Anwendungen und den Automobilmarkt sowie bei der Erschließung neuer Branchen und Märkte, die von unserem modernen Open-Source-Betriebssystem-Framework profitieren können.